4. Februar 2013
von Massimiliano Marziano
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Wolltet ihr schon mal in Indien mit einem Kopfnicken eine Frage bejahen? Hat nicht funktioniert? Das ist nicht verwunderlich, denn die Geste bedeutet dort „Nein“.
Missverständnisse lauern, wenn unterschiedliche Kulturen aufeinander treffen und erst recht, wenn es unterschiedliche Wesen sind – wie eben bei Mensch und Hund. Ein riesiges Problem beim Verstehen der Hundesprache und beim Zusammenleben von Mensch und Hund ist die Vermenschlichung des Tieres.
Das Anwenden menschlicher Maßstäbe kann nicht funktionieren, denn Hunde haben keinen ethisch-moralischen Kodex, wie wir Menschen ihn haben. Auch ihre Gefühlswelt funktioniert anders als unsere. Wir haben für euch drei häufige Fehlinterpretationen der Hundesprache zusammengefasst:
1. Freudige Umarmung oder aufgeregtes Aufmerksamkeitshaschen?
Beim Zusammentreffen mit Menschen reagiert der Hund mit aufgeregtem Schwanzwedeln und Körperlichkeiten: Er springt hoch, und drückt sich an die Menschen ran.
Die vermenschlichte Sichtweise: „Och, schau mal, wie er sich freut. Ist das nicht süß?!“ Das überschwängliche Auftreten des Hundes wird als Wiedersehensfreude gedeutet. Liegt ja auch Nahe, immerhin erinnert es durchaus an eine Umarmung, wenn ein großer Hund an einem Menschen hochspringt.
Was der Hund wirklich meint: Körperlichkeiten und vermeintliche Widersehensfreude sind eigentlich Unruhe und Einfordern von Aufmerksamkeit. Solch übertriebenes Verhalten zeigen oft junge Hunde oder solche, die nicht gelernt haben, dass sich dieses Auftreten nicht gehört. In der Hundesprache bedeutet das unruhige und körperliche Verhalten eher: „Hey, los, gib mir Aufmerksamkeit, aber schnell.“
2. Armer Tropf oder zurückhaltender Zeitgenosse?
Ein Hund zeigt eine deutlich beschwichtigende Körperhaltung und unterstreicht diese mit lautstarkem Fiepen.
Die vermenschlichte Sichtweise: „Schau mal, der hat Angst, der Arme. Vielleicht tut ihm sogar etwas weh.“ Das beschwichtigende Auftreten des Hundes wird als Zeichen von Angst oder Schmerz gedeutet.
Was der Hund wirklich meint: Beschwichtigung ist ein ganz natürlicher und wichtiger Bestandteil der Hundesprache. Damit zeigt der Hund, dass er nicht auf Konfrontation aus ist und signalisiert seine Zurückhaltung. Mit dem Verhalten möchte der Hund eher ausdrücken: „Ich bin nicht auf Konfrontation aus und akzeptiere die Situation.“
3. Trauriger Rückzug oder entspannte Lösung?
Nachdem eine unklare Situation mit dem Hund geklärt wurde, zieht er sich zurück und legt seinen Kopf auf dem Boden ab.
Die vermenschlichte Sichtweise: „Schau mal, der arme Kerl, jetzt ist er ganz traurig.“ Der Rückzug und die ruhige Haltung werden als Trauer gedeutet.
Was der Hund wirklich meint: Die Klärung der Situation löst im Hund Spannungen. Er reagiert im ganz wörtlichen Sinn entspannt aber nicht traurig. Mit seiner Hundesprache drückt er in etwa aus: „Ich akzeptiere die Lösung der Situation und ziehe mich zurück. Es gibt keinen Anlass mehr zur Diskussion.“
Kommt euch das bekannt vor? Welche Missverständnisse sind euch bisher begegnet?
© Die Hundeversteher